Die Anfangsjahre
1959 delegierte die damalige BSG Motor-Südost ihre erfolgreichsten Ruderer zum damaligen Sportclub Aufbau Magdeburg. In diesem Gründungsjahr gab es Karl Nagel, der auf seine Person die Funktionen des Trainers, Sektionsleiters, Omnibusbeschaffers, Finanzverwalters, Regattaobmannes und Präsidenten des Deutschen Rudersportverbandes vereinte und „ganz nebenbei“, wie er zu sagen pflegte, bewältigte er die Belastungen eines Wirtschaftsverantwortlichen.
Nach dem Ausscheiden Karl Nagels und Lothar Ewers, die beide die erste Generation von Rennruderern betreuten, übernahmen Gerhard Knauerhase, Hubert Kohn und Günter Schulze die schwere Aufgabe eines Neuaufbaus der Sektion Rudern, da viele verdienstvolle Sportler ausgeschieden waren.
Mit Horst Häckel, Harald Leifke und Jürgen Grobler wurde schrittweise der Kreis von hauptamtlichen Trainers erweitert. Der Sichtung von „großgewachsenen“ Jungen wurde eine große Aufmerksamkeit geschenkt. Hubert Kohn machte sich als erster „Sichtungstrainer“ verdient. Indem er unterstützt durch ein Fahrzeug des damaligen Kraftfahrzeug- und Instandsetzungskombinates, welches durch Karl Nagel geleitet wurde, von Schule zu Schule fuhr und nach „langen Kerls“ Ausschau hielt. Diese Maßnahme trug 1971 ihre ersten Früchte.
1970 bis 1990
Mit den Sportlern Friedrich-Wilhelm Ulrich und Manfred Käßner konnte unter Anleitung des Trainers Horst Häckel ein Zweier formiert werden, der bei den FISA-Meisterschaften der Junioren (Juniorenweltmeisterschaft) in Bled als Zweier mit Steuermann die erste internationale Goldmedaille errudern konnte. Dies war der erste Titel bei internationalen Meisterschaften, der durch Magdeburger Ruderer errungen wurde.
Ein Jahr später bei den XX. Olympischen Spielen in München konnte der internationale Durchbruch im Erwachsenenbereich geschafft werden. Unter der Anleitung des Cheftrainers Jürgen Grobler erruderte Wolfgang Güldenpfennig im Einer eine Bronzemedaille.
Der Name Jürgen Grobler ist fest verbunden mit der internationalen Entwicklung des Magdeburger Rudersports im Hochleistungssport der siebziger Jahre.
Die Ruderer Wolfgang Güldenpfennig, Friedrich-Wilhelm Ulrich, Harald Jährling, Martin Winter und Peter Kersten waren feste und stabile Größen der Rudernationalmannschaft und kamen von allen internationalen Meisterschaften, bei denen sie eingesetzt wurden, medaillengeschmückt nach Magdeburg zurück.
Hier seien nur der Olympiasieg 1976 in Montreal im Zweier mit Steuermann durch Harald Jährling, Friedrich-Wilhelm Ulrich und Steuermann Georg Spohr und die erfolgreiche Titelverteidigung 1980 in Moskau erwähnt.
Martin Winter nahm 1976 den ersten olympischen Anlauf und musste leider auf Grund einer Blinddarmoperation dem Sieg des Doppelvierers „nur“ als Zuschauer betrachten. 1980 wurde er dann doch noch Olympiasieger im Doppelvierer.
1984 durfte er die olympischen Wettkämpfe nur als Zuschauer erleben, da es ein Startverbot für DDR-Sportler gab, von dem auch Harald Jährling bei seinem dritten olympischen Anlauf betroffen war. Leider verstarb Martin Winter viel zu früh.
Auch im Nachwuchsbereich setzte eine dynamische sportliche Entwicklung nach dem ersten internationalen Erfolg im beschriebenen Zweier mimt Steuermann ein.
Die Trainer Hubert Kohn und Gerhard Knauerhase machten sich um diese internationalen Ergebnisse bei FISA-Meisterschaften (Juniorenweltmeisterschaft) der Magdeburger Junioren verdient.
Der Staffelstab wurde von vielen erfolgreichen Juniorentrainern übernommen. Hier seien nur Fritz Bindseil, Roland Sommer, Ralf Kersten und Roland Oesemann genannt. Die Liste der sportlichen Ergebnisse bei FISA-Meisterschaften (Juniorenweltmeisterschaft) und seit 1985 dann offizielle bei Juniorenweltmeisterschaften ist derartig lang, dass mit Stolz darauf verwiesen werden kann, dass mit wenigen Ausnahmen alljährlich Magdeburger Junioren von diesen Wettkämpfen medaillengeschmückt an die Elbe zurückkehrten.
Die Ergebnisse des Erwachsenen- und Juniorenbereiches wären nicht möglich gewesen, wenn in den Altersklassen der 14 bis 16jährigen nicht ebenso erfolgreiche Wettkampfleistungen zu den Jahreshöhepunkten errungen wurden wären.
Bei Jugendmeisterschaften waren alljährlich Magdeburger Ruderer und Ruderinnen unter den Medaillengewinnern zu finden. Die Betreuung der jüngsten Ruderer lag viele Jahre lang in den Händen von Trainern, wie Bernd Stumpe, Rüdiger Hauffe, Frank Schmidt und anderen. Der Trainer Fritz Bindseil stürzte sich als Erster in das weibliche Experiment und dies nicht erfolglos.
Mit Kathrin Schröder schaffte die erste Magdeburger Ruderin den Sprung in die Juniorennationalmannschaft und wurde 1984 Juniorenweltmeisterin im Achter. Ihr sportlicher Weg führte bis zu einem 4. Platz bei den Olympischen Spielen In Seoul 1988.
Mit Ralf Kersten nahm ein zweiter Kollege seine Tätigkeit im weiblichen Bereich auf. Auch die Ruderinnen des Sportclub Magdeburg kehrten vielfach mit Medaillen von internationalen Meisterschaften nach Hause zurück.
Anfang der siebziger Jahre wurde eine Reparaturwerkstatt zur Pflege und Instandsetzung des größer werdenden Bootsparks eingerichtet. Der aus Schönebeck stammende Ruderer Helmut Kuhn widmete sich dieser Aufgabe. Er lebte und arbeitete im Bootshaus und stand „rund um die Uhr“ für die Sportler und Trainer zur Verfügung. Dabei kümmerte er sich nicht nur um den Bootspark, sondern hinterließ auch bei der Gestaltung des Bootshauses „seine Spuren“.
Die dargestellten internationalen und nationalen Rudererfolge wären nicht möglich gewesen, wenn es nicht die vielen ehrenamtlichen Helfer gegeben hätte. Der Kreis der ehrenamtlichen Sektionsleitungsmitglieder darf nicht unerwähnt bleiben. Der Anspruch auf Vollständigkeit kann an dieser Stelle kaum erhoben werden, aber einige Namen sollen stellvertretend erwähnt werden. Durch seinen Sohn Matthias zur Ruderei gekommen, übernahm 1972 Bruno Dimanski das Amt des Sektionsleiters und scharte mit Ingeburg Stein, Heinz Vetter, Kurt Hagedorn, Friedrich-Wilhelm Wagner und vielen Anderen ein unermüdliches Gremium um sich. Trotz schwerer Krankheit hält Bruno Dimanski bis heute dem Verein die Treue.
Die sportliche Entwicklung des Rudersports beim Sportclub Magdeburg war auch eng verbunden mit einer materiellen, finanziellen und personellen Unterstützung Magdeburger Betriebe. Das Kraftverkehrskombinat unterstützte mit Fahrzeugen zur Sichtung und zu Wettkampftransporten, aber auch mit finanzieller und personeller Zuwendung. Der unermüdliche Einsatz der Kraftfahrer Herbert Peters, Heinz Seegers und Fritz Göres hat viele Wettkämpfe und Trainingslager erst möglich gemacht. Herbert Peters, der leider viel zu früh verstarb, bleibt vielen Ruderern in Erinnerung. Unvergesslich sind die Fahrten auf auf den Ladeflächen der Lastkraftwagen von Herbert, Heinz und Fritze.
Das Autobahnbaukombinat unterstützte durch finanzielle und materielle Dinge. Als Beispiel kann nur eingefügt werden, dass eine Ruderergometrie ohne die Messgeräte des Betriebes kaum denkbar gewesen wäre. Die Sektion Rudern des Sportclub Magdeburg war seit ihrer Gründung leistungssportlich orientiert. Auch der Aufbau des weiblichen Bereiches war dieser Aufgabenstellung geschuldet.
Die Bildung der Abteilung Rudern des SC Magdeburg wurde geprägt durch „einen“ Mann wie Karl Nagel, der neben seinem Beruf auch noch im Rudersport eine „Personalunion“ darstellte. Die weitere Entwicklung der Sektion Rudern führte fast zu „industriellen“ Bedingungen.
Die personellen Besetzung, die sich bis in die achtziger Jahre entwickelte, kann dies verdeutlichen. Im hauptamtlichen Bereich waren 15 Trainer, 2 Org.Mitarbeiter, 2 Bootsbauer, 2 Internatsangestellte, 2 Kraftfahrer und das Küchenpersonal tätig. Dazu muss der medizinische Betreuungsstab genannt werden, der aus 2 Ärzten, 1 Schwester und 3 Physiotherapeuten bestand. Die Aufrechnung macht deutlich, dass über 30 Personen hauptamtlich an der Betreuung von ca. 100 Sportlern der Abteilung Rudern beteiligt waren.
1990 bis 2000
Der Name änderte sich in Ruderclub Magdeburg im Sportclub Magdeburg. Eine Verpflichtung zur leistungssportlichen Weiterführung mit nationalen und internationalen Erfolgen des Rudersports in Magdeburg kann nicht geleugnet werden, wenn auch unter ganz anderen Voraussetzungen.
Dem Leistungssport Rudern blieben die Trainer Roland Sommer, Roland Oesemann, Andreas Kossmann und Bernd Stumpe haupt- und ehrenamtlich verpflichtet.
Die Namen Roland Oesemann und André Willms sind sportlich eng miteinander verbunden. Durch die Betreuung des Trainers Roland Oesemann erreichte André Willms sehr viele internationale Erfolge. Zwischen 1990 (Juniorenweltmeister im Einer) und 2004 war er alljährlich bei den internationalen Wettkampfhöhepunkten im Einsatz und konnte viele internationale Medaillen erringen.
Auch in den neunziger Jahren konnte die internationale Wettkampfbilanz der Junioren und Juniorinnen erfolgreich fortgesetzt werden. Den Titel eines Juniorenweltmeisters konnten Bianka Borchert, Manuela Lutze und Marcel Hacker erringen. Setzt man die Namen Wolfgang Güldenpfennig, Martin Winter, Peter Kersten und André Willms chronologisch hintereinander, dann wird deutlich, dass es bei der Abteilung Rudern des Sportclub Magdeburg eine gute Skulltradition gab und gibt.
Neben dem Leistungssport entwickelten sich in den neunziger Jahren auch weitere Sparten des Rudersports unter dem Dach der Abteilung Rudern des SC Magdeburg. Das Wanderrudern und das Mastersrudern gehören jetzt auch in die sportliche Angebotspalette der Abteilung.
Seiner sportlichen Tradition folgend war die Abteilung des Sportclub Magdeburg auch bemüht, einen Ruderwettkämpfe in die Landeshauptstadt zu bringen.
Seit 1990 wird alljährlich der Städteachter zwischen Magdeburg und Halle im Leistungssport- und Altersklassenbereich ausgetragen. Die Hallenser waren im Leistungsachter in den ersten Jahren sehr erfolgreich, aber seit einigen Jahren ist das Magdeburger Boot dabei diesen Rückstand aufzuholen. Der aktuelle Stand in diesem Achtervergleich sieht die Magdeburger in Front.
1992 wurde der 51. Deutschen Rudertag in Magdeburg durchgeführt und war damit erstmalig in den neuen Bundesländern zu Gast. An der Vorbereitung und Durchführung waren auch viele Ruderkameraden und Ruderkameradinnen der Abteilung Rudern des SC Magdeburg ebeteiligt. Das „gesellschaftliche Leben“ in der Abteilung Rudern des Sportclub Magdeburg hat sich durch Veranstaltungen wie Bootstaufen, Siegesfeiern, Silvesterfeten und vielen anderen mehr auch wieder entwickelt.
Mit Günter Schulze, Jürgen Coldewey, Horst Herrmann, Günter Mahnkopf haben einige Pioniere der ersten Stunde in den Verein zurückgefunden. Vielleicht gelingt es mit Unterstützung dieser Ruderkameraden, dass noch weitere „Ruderveteranen“ in den Verein zurückkehren.
2000 und weiter
Auch im einundzwanzigsten Jahrhundert haben inzwischen 5 Olympische Spiele stattgefunden.
Die Abteilung Rudern des SC Magdeburg ist auch bei diesen Wettkämpfen mit Sportlerinnen und Sportlern vertreten gewesen.
2000 kehrten Manuela Lutze mit einer Goldmedaille im Doppelvierer und Andre Willms mit einer Bronzemedaille ebenfalls im Doppelvierer in ihren Heimatverein zurück.
2004 wiederholte Manuela ihren Olympiasieg im Doppelvierer, Andre erreicht nach einer langen internationalen Karriere Platz 5 im Doppelvierer und Rene Bertram erruderte sich mit seinem halleschen Partner Christian Schreiber den 9. Platz im Doppelzweier.
2008 in Peking erkämpfte Manuela Lutze nochmals Bronze im Doppelvierer zum Abschluss ihrer internationalen sportlichen Laufbahn. Rene Bertram erreichte mit dem Deutschen Doppelvierer Platz 6 und Marco Neumann wurde als Ersatzmann-Riemen im Vierer ohne Steuermann eingesetzt.
2012 startete Marcel Hacker wieder für seinen Heimatverein, den SC Magdeburg und wurde in London 6. im Einer.
2016 in Rio de Janeiro ging Marcel bei seinen 5. Olympischen Spielen nochmals im Doppelzweier an den Start und konnte Platz 8 zum Abschluss seiner 20jährigen internationalen Karriere erreichen.
Symbolisch überreichte Marcel den Staffelstab an die Sportler Philipp Andre Syring, Max Appel, Steven Weidner und Jan Berend.
Philipp und Max wurden 2016 Weltmeister im Doppelzweier der Altersklasse U 23, Steven belegte mit dem Doppelvierer Platz 6 und Jan kehrte mit einer Silbemedaille im Doppelvierer von den Juniorenweltmeisterschaften aus Rotterdam zurück.
Für die Jugendlichen (Altersklasse 15/16) ist der sportliche Jahreshöhepunkt die Deutschen Jahrgangsmeisterschaft U17. Es ist nicht ausreichend Platz, um alle Erfolge aufzuzählen, aber auch dieser Altersbereich konnte 2016 einer Goldmedaille im Doppelvierer und einer Silbermedaille im Vierer mit Steuermann auf der Regattastrecke in Hamburger-Allermöhe geehrt werden.
Der jüngste Nachwuchs, die Altersklassen 12-14 haben ihren jährlichen sportlichen Höhepunkt beim Bundeswettbewerb der Jungen und Mädchen, dies ist die Deutsche Jahrgangsmeisterschaft U 15. 2016 erruderten die Sportlerinnen Anita Snegur, Lena Wölke eine Goldmedaille, Carlotta Wolff erkämpfte eine Silbermedaille, Die Ruderer Jonah Becker, Oliver Ernst, Jonas Wesemann, Christopher Lang, Domenic Zilliger und Marten Herfurth konnten sich ebenfalls über eine Silbermedaille freuen. Leonie Emmert und Yoyce Tatjana Kerner erkämpften eine Bronzemedaille beim BW in Salzgitter.
Die sportliche Erfolgsgeschichte der Abteilung Rudern des SC Magdeburg ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.
Die Mastersruderer beteiligen sich ebenfalls erfolgreich in jedem Jahr an nationalen und internationalen Regatta.
Inzwischen findet am 25.09.2016 die 26. Auflage des Städteachters Magdeburg-Halle statt. Wenn man mehr als 25 Jahre erreicht hat, kann man vielleicht schon von einer „Traditionsveranstaltung“ sprechen. Dieses Event des Rudersports hat sich ebenfalls weiter entwickelt. Inzwischen starten nicht nur die beiden Städtevertretungen im Städteachter und Mastersachter, sondern Politik, Gesellschaft und Wirtschaft nimmt im Prominentenachter die Riemen selbst in die Hand. Die Studentischen Achter der beiden Städte messen ihre ruderischen Kräfte und auch die Landtagsfraktionen von CDU und SPD haben sich für ein ruderisches Kräftemessen im Rahmen dieser Veranstaltung entschieden. Der Tag im September ist inzwischen zu einem Volksfest geworden.
Die Landesmeisterschaften auf dem Ruderergometer erlebt 2017 ihre 4. Auflage in Magdeburg, nachdem diese Veranstaltung schon fast 20 Jahre als Ergometer-Cup in der Landeshauptstadt durchgeführt wurde.
Als Wassersportler wissen die Ruderer, dass sich die Elbe manchmal über ihr Flussbett ausbreitet. 2013 fand der Fluss mal wieder den Weg mitten durch das Bootshaus im Stadtpark Rotehorn. Im kommenden Jahr soll es nun soweit sein und an die Stelle des Bootshauses Seilerweg 23 wird ein neues Bootshaus errichtet.