Nachruf von Bernd Henneberg

Die damals 16-jährige Kathleen lernte ich 1982 in Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften, die in Guayaquil stattfinden sollten, kennen. Ich war damals noch Trainer in Halle beim SC Chemie, wo ich u.a. die Schwimmerinnen Sybille Schönrock, Cornelia Polit und Carmela Schmidt betreute. Da feststand, dass ich in meine Geburtsstadt Magdeburg zurückkehren werde, wurde zwischen dem DSSV und beiden Vereinen festgelegt, dass ich die junge aufstrebende Schwimmerin vom SC Magdeburg ab März 82 in Halle betreuen sollte. Überraschend wurde Kathleen Vizeweltmeisterin über 400 Lagen. Das war der Beginn einer langen erfolgreichen Zusammenarbeit.

Kathleens Freude am Schwimmen begann frühzeitig. Im Rahmen der damaligen Schulsichtung wurde man aufgrund ihrer guten körperlichen Voraussetzungen und Ehrgeizes auf sie aufmerksam. So begann sie zu Beginn der 2. Klasse bei Einheit Pädagogik Magdeburg mit einem regelmäßigen Training. 3 Jahre später wurde sie zum SC Magdeburg und an die Kinder- und Jugendsportschule delegiert. Die veränderten Bedingungen mit einem 2-maligen täglichen Training
in der 5. Klasse unter der damaligen Trainerin Gudrun Feustel konnte sie gut bewältigen. Ab der 7. Klasse wurde Detlef Schrader ihr neuer Trainer. Er war maßgeblich an ihrer weiteren sportlichen Entwicklung beteiligt. Kathleens großes Talent deutete sich mit dem Spartakiadesieg über 400 Lagen 1979 an und setzte sich mit 4 Finalteilnahmen bei den DDR-Meisterschaften 1981 fort.

Der Gewinn der Vizeweltmeisterschaft 82 war der erste internationale Titel. Viele sollten folgen. Sie errang 5 EM-Titel, wurde Weltmeisterin 1986 in Madrid über 400 Lagen. Ihr größter Triumph war der Olympiasieg 1988 in Seoul über 200 Schmetterling.
Der Olympiaboykott des Ostblocks 1984 war für sie die härteste Zeit ihres Sportlerlebens. Den letzten internationalen Titel ihrer erfolgreichen Karriere gewann Kathleen über 200 Schmetterling bei den Europameisterschaften 1989 in Bonn.

In der Wendezeit gab es auch für sie schwierige Entscheidungen. Sie verließ ihre Heimatstadt Magdeburg und begann eine neues Leben in den USA. Kathleen studierte, heiratete und gründete eine große Familie. Trotzdem blieb sie dem Schwimmen als Übungsleiterin im Sportverein ihrer Mädels erhalten.

2013 kehrte sie nach Magdeburg zurück und engagierte sich im Masterbereich.

Am 24.02.2022 verstarb Kathleen viel zu früh im Alter von 56 Jahren.

Wir, die Schwimmsportfreunde Deutschlands, trauern mit ihren Angehörigen und sind in Gedanken bei ihrer Familie.

Bernd Henneberg

Magdeburg im Februar 2022

 

Erinnerungen an Kathleen Feldvoss geb. Nord